Wie groß ist der CO2 Fußabdruck einer E-Mail?

  • 2020/09/14
  • Von: Oliver Brux
  • Oliver ist Webdesigner & Webentwickler.
    Er setzt sich für ein nachhaltiges Internet ein.

Wir schreiben zu viele E-Mails. Viel zu viele. Und das ist ein Problem, denn E-Mails sind ein Faktor dafür, dass unser CO2 Fußabdruck zu hoch ist. 11 Tonnen C02 verursacht ein durchschnittlicher Bundesbürger pro Jahr. Wie groß dabei der Anteil von E-Mails ist, möchte ich dir im Folgenden zeigen.

E-Mails? Aber die sind doch rein digital?

Genau. Und Digitales verbraucht Energie. Sei es durch Rechenzentren oder unsere Endgeräte, mit denen wir E-Mails versenden und empfangen. All das hinterlässt einen CO2 Fußabdruck. 4g CO2 pro E-Mail um genau zu sein. Eine Durchschnitts-E-Mail samt Anhang liegt bei 50g CO2. So schreibt es Mike Barner’s Lee in seinem Buch “How bad are Bananas” aus dem Jahr 2010. (Exakt, das ist der Bruder von Tim Barners-Lee, dem Erfinder des Internet.)
Der Einfachheit halber rechne ich im Folgenden mit dem Durchschnitt von 27g (4g + 50g / 2 = 27g) pro E-Mail weiter.

Nach Stichproben in meinem E-Mail-Postfache vermute ich jedoch, dass dieser Wert deutlich höher liegt. Das liegt daran, dass sich E-Mails durch angehängte Verläufe in Ihrer Größe multiplizieren. Zudem verwenden viele Firmen Logo-Bild-Signaturen. Beides sind Faktoren, die eher für größere E-Mails im geschäftlichen Kontext sprechen. Aber schau dir dein E-Mail Postfach selber an. Du wirst erschrecken, wie groß einzelne E-Mails sind.

27g CO2 klingt erstmal nicht viel, wenn wir das mit unserem gesammten CO2 Fußabdruck von 11 Tonnen/Jahr vergleichen.

Die wahre Bedeutung dieser Zahl wird klarer, wenn wir uns anschauen, wieviele E-Mails generell verschickt werden:

Im Jahr 2018 haben wir in Deutschland 848 Milliarden E-Mails versendet. Mittlerweile dürfte dieser Wert noch deutlich größer sein. Nach Statista werden im Jahr 2020 weltweit 300 Milliarden E-Mails pro Tag versendet. 300 Milliarden! * Ich habe diese Zahl mittlerweile dreimal nachgeprüft, da ich sie selber nicht glauben konnte.

Aber bleiben wir in Deutschland, damit es einigermaßen übersichtlich bleibt. 848 Milliarden versendete E-Mails im Jahr bedeutet dass im Schnitt jeder Deutsche pro Tag 28 Emails versendet hat. 28 E-Mails a 27g CO2, das sind 756g CO2 pro Tag. Auf ein Jahr gerechnet, sind das 275,94 kg CO2, die wir durch das Verschicken von E-Mails generieren.

Das Umweltbundesamt gibt an, dass wir pro Jahr nur noch weniger als 1 Tonne CO2 verbrauchen dürften, um klimaneutral zu leben.

Somit wird ein Viertel unseres jährlichen CO2–Budgets durch das Versenden von E-Mails aufgebraucht.
Spätestens jetzt sollte jedem bewusst sein, dass unser digitaler CO2 Fußabdruck sehr real ist und wir dringend etwas an unserem Verhalten ändern müssen.

Was also kannst du tun, um C02 beim Versenden von E-Mails einzusparen?

Spam E-Mails den Kampf ansagen

Pro Tag werden nach Angaben von web.de und GMX 150 Millionen Spam E-Mails in Deutschland verschickt. Bei 4g Pro Spam-Email sind das 600 Tonnen CO2 pro Tag. (Ich rechne an dieser Stelle mit 4g, da Spam E-Mails in der Regel mit weniger Bildern verschickt werden.) Auf ein Jahr gerechnet sind dies schon 219.000 Tonnen CO2.

Um eine Tonne CO2 zu kompensieren, brauchen 80 Bäume ein Jahr. Es wird also ein Wald von 17,52 Millionen Bäumen benötigt (219.000t × 80), um alleine das von Spam-E-Mails verursachte CO2 zu binden.

Zum Vergleich: nach Daten der letzten Waldinventur 2012 gibt es in Deutschland ca. 90 Milliarden Bäume. Wälder machen 33% der Gesamtfläche von Deutschland aus.

E-Mail Newsletter

Newsletter sind in den letzten Jahren immer populärer geworden und ein beliebtes Marketing-Tool. Sie sind jedoch bildlastig und somit größer in ihrer Dateigröße. Jeden Tag bekommen wir Newsletter, die ungelesen direkt in den Spamordner/Papierkorb wandern. Hier lohnt es sich, rigeros aufzuräumen und sich von Newslettern abzumelden. Das tut keinem weh und das Postfach sieht danach viel übersichtlicher aus. Jede nicht verschickte (oder gespeicherte) E-Mail zählt!

Unnütze E-Mails vermeiden.

Garry McGovern zitiert in seinem Buch „World Wide Waste” eine britische Studie von 2019. Nach dieser Studie könnten 16t CO2 pro Jahr in den UK eingespart werden, wenn jeder Brite pro Tag eine “Thank you” E-Mail weniger schreiben würde.
Zu oft denken wir beim Schreiben einer Email nicht nach, schicken sie vorzeitig ab oder antworten mit einem Wort oder Emoji.
Lies deine eigenen E-Mails vor dem Versenden noch einmal Korrektur. Macht das Geschriebene für alle Empfänger Sinn? Drücke dich klar und verständlich aus. Das spart nicht nur nervige Rückfragen, sondern spart auch CO2 ein.

Nutze Plain-Text statt HTML E-Mails

Brauchen wir verschiedene Schriftfarben und aufwendige Layouts in einem Kommunikationsmedium? E-Mails sind keine Webseite, sondern sind dazu gedacht digitale Briefe zu übermitteln.
Simpler Text ist für das Auge schneller zu erfassen und wird in jeder Mailsoftware sauber dargestellt.

Nicht jede E-Mail braucht das Firmenlogo als Anhang. Eine reine Text-Signatur ist schneller und besser zu erfassen, als bunte Spielerreien.

Plain-Text E-Mails sind deutlich kleiner in ihrer Dateigröße und fast immer die bessere Wahl. Zudem haben sie im Vergleich zu HTML E-Mails eine bessere Öffnungsrate. (Falls du noch Argumente für deinen Chef brauchst)

Fazit:

Die vermeintlich kleinen Dinge im Leben, haben oft einen größeren Einfluss als wir denken. Wir können uns und unser Handeln nur immer wieder hinterfragen und sollten nie vergessen, dass auch Digitales einen CO2 Fußabdruck hat. Das gilt nicht nur für E-Mails. Jede Datei, die wir in der Cloud oder unseren Geräten speichern, hinterlässt einen Fußabdruck.

Zum Weiterlesen sei das schon erwähnte Buch „World Wide Waste” von Garry McGovern empfohlen. Ein tolles Buch mit reichlich Fakten, das zum Nachdenken anregt.

Korrektur:

  • * In einer früheren Version schrieb ich von 300 Billionen. Tatsächlich sind es aber 300 Milliarden.

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